Austausch zwischen Deutschen und Japanern

Sport

 
 

Geräteturnen im Lager. Foto aus Besitz des Deutschen Hauses Naruto, Negativ-Nr. 77-33

Im Lager entwickelte sich mit dem Ausbau der Sportplätze ein reges sportliches Leben mit Tennis-, Ringer-, verschiedenen Ballspiel- und einem Lagerturnverein. Insbesondere deutsche Turnübungen mit Geräten wie Barren, Pferd oder Reck bzw. Schauturnen mit Menschenpyramiden waren in Japan zur damaligen Zeit kaum bekannt und erregten bei den Japanern großes Interesse. Das japanische Wachpersonal war auch bei den sportlichen Betätigungen der Gefangenen ein ständiges „Publikum". Abgesehen davon gibt es Belege, dass die deutsche Turnkunst auch japanischen Besuchern vorgeführt wurde. Am 1. Juni 1918 besuchten 50 Lehrer das Lager, für die ein Schauturnen veranstaltet wurde (1). Ebenso gab es ein Schauturnen aus „Anlaß des Besuches der Mittelschule Muya unter Mitwirkung der Blaskapelle der M.A.K. am 27. September [1919]" (2).

 
 

Menschenpyramide vermutlich auf einem der Sportplätze . Foto aus Besitz des Deutschen Hauses Naruto, Negativ-Nr. 1-04-238

Es ist unklar bei welcher Gelegenheit diese Aufnahmen entstanden sind, aber sie geben einen Eindruck vom turnerischen Können der Gefangenen. DIJ-Signatur H 57-6

Bei einer Musik-, Theater- und Tanzdarbietung der Gefangenen in Tokushima im Oktober 1919 wurden ebenfalls Turnübungen gezeigt. In dem oben (s. Abschnitt Musik) erwähnten japanischen Zeitungsbericht von der öffentlichen Hauptprobe heißt es: „Dann folgten Handstehen, Stemmen, Turnen am Pferd und Pyramiden, und die hervorragende Geschicklichkeit und die große Kraft der Deutschen und die Leichtigkeit ihrer Bewegungen setzten einen in Staunen." (3) Außer Turnen wurde auch Ringen vorgeführt. Der Artikelschreiber fährt fort: „Deutsche Ringkämpfe. Diese sind eine Art Judo, wer mit beiden Schultern den Boden berührt, ist besiegt. Ein Wettkampf, der großen Mut erfordert. Vor dem Wettkampf hielt der früher bei der deutschen Botschaft in Tokyo gewesene liebenswürdige Herr Euchler eine Einführungsrede. ‚Hochverehrte Anwesende,’ so fing er auf japanisch [sic] an und erklärte die Art und Weise des Ringes. Als die Erklärung schwieriger wurde, fuhr er auf Deutsch fort und die Zuschauer lachten sehr." (4)

 
 

DIJ-Signatur H 57-6

 
 

DIJ-Signatur H 57-6

 

Programm mit Karte der Wettgehstrecke, April 1919. DIJ-Signatur E 1-3

Eine weitere Gelegenheit bei der die japanische Bevölkerung mit den deutschen Sportaktivitäten in Berührung kam, war das Wettgehen, welches zweimal, im April und im Dezember, 1919 abgehalten wurde (5). Wie man den Karten auf den Programmblättern entnehmen kann, führte die Strecke beim ersten Mal nördlich des Lagers von Orino aus an der Inlandsee entlang zurück zum Lager. Beim zweiten Mal folgten die Teilnehmer einem Rundkurs südlich des Lagers. Wie eine Skizze zeigt, säumten auch japanische Beobachter die Wettgehstrecke und verfolgten das Geschehen.

 
 

"Vom Wettgehen". Muttelsee, Willy. Karl Bähr. Nachtrag zu 4 1/2 Jahre hinterm Stacheldraht. Bando: Kriegsgefangenenlager, 1919, o.S., im Besitz des Deutschen Hauses Naruto

 

Programm mit Karte der Wettgehstrecke, Dezember 1919. DIJ-Signatur E 1-4

 
 

Zieleinlauf des Teilnehmers Nr. 42 (Desebrock) beim Wettgehen am 15. April 1919. DIJ-Signatur E 1-3*

 
 

(1) Die Baracke, Bd. 2, No. 16 (42), 14. Juli 1918, S. 439
(2) T.T.B. Bd. 8, 26. September 1919, No. 156, S. [4]
(3) T.T.B. Bd. 8, 5. Oktober 1919, No. 164, S. 5-6
(4) T.T.B. Bd. 8, 5. Oktober 1919, No. 164, S. 6
(5) S. Programmblätter: Wettgehen am 15. April 1919. DIJ-Signatur E 1-3; Kriegsgefangenenlager Bando Japan; Wettgehen Kriegsgefangenenlager Bando Japan 10.12.19. DIJ-Signatur E 1-4