Verpflegung

Einführung

 
 
| Küchen 1 und 2 | Lagerbäckerei und Mehlschuppen | Küche bei der Lagerverwaltung | Kantine | Kristallpalast | Kegelbahnküche | Garküche | Fischküche | Speiserestaurant Möbelwagen | Offizierskasino | Konditorei „Geba“ | Lagerschlachterei und Offiziersschlachterei | Tee, Kaffee und Kakao | Nichtalkoholische Getränke | Alkoholische Getränke | Schmalz, Eingelegtes und Gemüse | Eier, Milch und Käse | Eis und Pudding | Honig | Gemüseanbau | Tierhaltung | Ausflüge |

Die Bandbreite an Verpflegungsmöglichkeiten im Lager Bandō war sehr erstaunlich. Von frisch geröstetem Kaffee, über Wurstwaren bis hin zu Eisbomben waren überraschend viele Lebensmittel und Getränke erhältlich, die man in einem Kriegsgefangenenlager nicht erwarten würde. Es ist sehr beeindruckend, welche Professionalität die Gefangenen in diesem Bereich an den Tag gelegt haben. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass all diese Aktivitäten ohne die Zustimmung der japanischen Lagerleitung nicht möglich gewesen wären. Die Speisepläne der Lager-Restaurants mit ihren deutschen Gerichten und Fassbierausschank bestätigen den Eindruck, dass das Lager Bandō eine Art „deutsche Kleinstadt“ inmitten von Japan war. Vor der Abreise nach Deutschland war es den Gefangenen sogar möglich Bestellungen auf z.B. Honig, Tee, Kaffee und Gebäck aufzugeben, um diese mit in die Heimat zu nehmen (1). Lebensmittel dieser Art waren im vom Krieg erschöpften Deutschland nur zu sehr hohen Preisen erhältlich. Die Lagerpublikationen enthalten akribische Aufstellungen zu Umsätzen und Preisentwicklungen, zahlreiche Werbeannoncen sowie Zeitschriftenartikel, in denen die Gefangenen, die Entstehung einzelner Verkaufsbetriebe in ihren eigenen Worten festgehalten haben. Dank dieser Dokumente erhält man einen guten Einblick in die Verpflegungssituation. Es soll mit diesem Rundgang jedoch nicht der Eindruck erweckt werden, das Lager Bandō sei ein Schlaraffenland gewesen. Sicherlich ging es den Gefangenen dort vergleichsweise gut. Dennoch wiegen die materiellen Vorteile die Tatsache des Gefangenendaseins und der Unfreiheit nicht auf.

Zur Zeit des 1. Weltkriegs sollte gemäß der Haager Landkriegsordnung von 1899 die Verpflegung von Kriegsgefangenen gleich der Behandlung der eigenen Truppen erfolgen. Da die japanische Kost bei den deutschen Gefangenen nicht sehr beliebt war, entstanden in allen Lagern sehr bald Mannschaftsküchen, in denen die Gefangenen in Eigenregie kochten. Ergänzt wurde die Verpflegung durch Sach- und Geldspenden der Hilfsausschüsse in Tokyo und anderen Städten in Japan und China und durch die Eigenversorgung der Gefangenen (2) (s.a. Wirtschaftliche Situation und Preise).

 

Im Lager Bandō wurden von japanischer Seite die folgenden Küchen unterhalten:

  • Küchen 1 und 2
  • Lagerbäckerei und Mehlschuppen
  • Küche bei der Lagerverwaltung
  • Kantine
Daneben existierten eine Reihe von den Gefangenen betriebene Gaststätten und Läden:
  • Kristallpalast
  • Kegelbahnküche
  • Garküche
  • Fischküche
  • Speiserestaurant Möbelwagen
  • Offizierskasino
  • Konditorei „Geba"
  • Lagerschlachterei und Offiziersschlachterei

Private Verkäufer boten außerdem Lebensmittel und alkoholische als auch nicht-alkoholische Getränke an. Der Eigenanbau von Gemüse sowie die Haltung von Kleintieren durch die Gefangenen ergänzten den Speisplan. Die Teuerung der Lebensmittelpreise, die mit dem Krieg einherging, war ein ständiges Problem. Als 1917 ein Ersuchen des Lagerleiters, Oberst Matsue, um eine Erhöhung des Verpflegungsetats abgelehnt wurde, schlug er vor, dass die Gefangenen in freiwilliger Arbeit zur Kosteneinsparung beitragen sollten. Dazu sollten sie das für die Küchen und die Lagerbäckerei benötigte Brennholz selbst schlagen und zum Lager transportieren. Der Vorschlag wurde von den Gefangenen angenommen, und im Laufe eines Jahres von Februar 1918 bis Februar 1919 hatten die freiwilligen Holzfäller Brennmaterial im Wert von ca. 1000 Yen geschlagen (3). Die Teuerung der Lebensmittel machte sich auch bei den privaten Händlern bemerkbar. In der Lagerzeitschrift „Täglicher Telegrammdienst Bando" (T.T.B.) finden sich viele Anzeigen, in denen Verkäufer eine Preiserhöhung für ihre Waren bekannt geben.

 

Hühnerzucht: "Unsere Lieblinge". Muttelsee, Willy. Karl Bähr. Nachtrag zu 4 1/2 Jahre hinterm Stacheldraht. Bando: Kriegsgefangenenlager, 1919, o.S., im Besitz des Deutschen Hauses Naruto

 
 

(1) z.B. Die Baracke Bd. 4, Mai 1919, S. 128
(2) Klein, Ulrike. Deutsche Kriegsgefangene in japanischem Gewahrsam 1914-1920. Ein Sonderfall. Freiburg, 1993, S. 89-97, 250-260
(3) Die Baracke Bd. 3, No. 18 (71) 2. Februar 1919, S. 394-398