Verpflegung

Nichtalkoholische Getränke

 
 
Permutit – gefiltertes TrinkwasserZusätze zum FilterwasserAusschank von Erfrischungsgetränken

Nach Einrichtung eines Permutit-Wasserfilters im Juli 1918 durch die Gefangenen Pietzcker und Steinfeld wurde gefiltertes Wasser zu einem beliebten Getränk im Lager (1). Sie verkauften das Wasser zum Preis von 2 sen pro Liter an Abonnenten. Gefäße hatte jeder selbst mitzubringen, es wurden jedoch auch Sake-Flaschen bestellt, die man für 15 sen erwerben konnte. Man konnte Monatskarten kaufen für 1-4 Liter täglich sowie Zusatzkarten für 20 Liter, die man nach Bedarf abholen konnte. Die Abgabe von Filterwasser an Nicht-Abonnenten erfolgte nur, soweit es die Umstände erlaubten. Die Öffnungszeiten waren wochentags von 7-8 Uhr und 16.30-17.30 Uhr und sonntags nur von 7-8 Uhr. Pietzcker und Steinfeld arbeiteten dabei nicht auf eigene Rechnung, sondern überließen, wie die Kegelbahn, nachdem die Unkosten gedeckt waren, den Überschuss gemeinnützigen Zwecken. Außerdem stellten sie bei Küche 1 kostenloses Filterwasser zum Zähnputzen auf (2). Das Gebäude des Wasserfilters war leicht erkennbar an seinem spitzen, pyramidenförmigen Dach.

 
 
 

Gebäude des Wasserfilters. Foto aus Besitz des Deutschen Hauses Naruto, Ausschnitt aus Negativ-Nr. 38-27

 
 
 
 

Der Verkauf des Filterwassers war ein voller Erfolg. In der „Baracke" heißt es: „Z.B. verführt die Aufstellung eines Permutitfilters sogar Leute zum Wassertrinken, bei denen man eher eine Kamelkarawane durch eine [sic] Nadelöhr für möglich gehalten hätte. Und in welchen Mengen wird auch das ungebraute Wasser vertilgt! Freilich, bei dem für einen Durststiller in Bando ungewöhnlich billigem Preise. Selbst das Zähneputzen mit appetitlichem Filterwasser, zu diesem Zwecke von den Wassererzeugern und Wohltätern der Menschheit kostenlos geliefert, ist zum Genuß geworden. Um das ein ganz klein wenig fade Wassertrinken für weite Kreise zu einem größeren Genuß zu machen, ist wieder einmal die Kriege und Dank gewinnende deutsche Chemie in die Bresche gesprungen und liefert, einem allseitig heftig geäußertem Wunsche folgend, Zitronenzusatz, Zitronenessenz und Zitropipin I und II." (3)

Mit der „deutschen Chemie" ist wahrscheinlich das Chemische Laboratorium gemeint, welches die genannten Zusätze mit Zitronengeschmack verkaufte. Diese waren außer beim Laboratorium auch direkt am Wasserfilter erhältlich (4). Später kamen noch Frucht-Essenzen in den Geschmacksrichtungen Pommeranze und Orange dazu (5). Der Gefangene Heil hatte ebenfalls Limonade-Essenz mit Orangengeschmack im Angebot (6). Ab Ende Juli 1918 war Filterwasser auch eisgekühlt mit und ohne Schuss käuflich zu erwerben zum Preis von 4 bzw. 10 sen der Liter (7). Einen Monat später war „Permutit", wie das Getränk genannt wurde, schließlich mit „leicht alkoholischem Schuß" (8) erhältlich zum Preis von 16 sen. Der Verkauf von „Permutit" muss sehr erfolgreich gewesen sein, denn die Zahl der Verkäufer steigt im Laufe der Zeit von zwei auf bis zu fünf an (9). Im April 1919 bietet auch noch der Gefangene Mallon „Orange-Saft" (10) als Zusatz für „Permutit" an. In den Lagerzeitschriften finden sich zahlreiche Annoncen für „Permutit".

 
 

In der Kantine wurden ebenfalls nichtalkoholische Getränke ausgeschenkt. Zusätzlich betrieben Meyer und List ab 21. Juli 1918 in ihrer Bude Nr. 74 in Tapautau einen „(g)lasweise[n] Ausschank von geeisten Erfrischungsgetränken aller Art" (11).

 
 

(1) T.T.B. Bd. 4, 8. Juli 1918, S. [3]
(2) T.T.B. Bd. 4, 20. Juli 1918, S. [3]
(3) Die Baracke Bd.  2, No. 18 (44), 28. Juli 1918, S. 483-484
(4) T.T.B. Bd. 4, 20. Juli 1918, S. [3]
(5) T.T.B. Bd. 6, 10. Mai 1919, No. 23, S. [8]
(6) Die Baracke Bd. 4, Juni 1919, Innenseite vorderer Umschlag
(7) T.T.B. Bd. 4, 25. Juli 1918, S. [3]
(8) T.T.B. Bd. 4, 20. August 1918, S. 2
(9) T.T.B. Bd. 4, 25. Juli 1918, S. [3]; T.T.B. Bd. 4, 27. Juli 1918, S. [3]; T.T.B. Bd. 7, 22. Juni 1919, No. 66, S. [3]
(10) T.T.B. Bd. 6, 28. April 1919, S. [4]
(11) T.T.B. Bd. 4, 21. Juni [richtig: Juli] 1918, S. 3