Leitung: C. Lätzsch und C. Geschke (1)
Wenn auch das Puppentheater insgesamt weniger Anhänger im Lager hatte als die „normalen" Theateraufführungen, so wurde die zweite Vorführung des Marionettentheaters in der „Baracke" doch sehr gelobt:
„Gegenüber der Zahl der Besucher anderer Theatervorstellungen ist der Kreis derer, die diesen Puppenaufführungen Interesse entgegenbringen, ein kleinerer, aber dafür um so dankbarer. Und die Leiter des kleinen Theaters, das da vor uns seine 1 1/2 m breite Öffnung auftut, haben uns diesmal ein Stück zugedacht, an das sich noch so manche besondere Gedankengänge knüpfen, das alte Puppenspiel vom Doktor Faust. Seit Monaten haben sie an Puppen und Ausstattung gearbeitet, die schon in Matsuyama zu bemerkenswerter Vollendung gediehene Technik der Puppenbewegung ist, wie dies Spiel zeigte, noch erheblich verfeinert worden. Die Übung der Anpassung der Bewegungen an die gleichzeitig – durch andere Personen – gesprochenen Worte der einzelnen Puppen hat sich so erhöht, daß man gelegentlich wirklich fast meinte, die kleinen Münder selbst bewegten sich und brächten die gehörten Worte hervor. Die Sprechenden waren uns ja meist auch als Schauspieler schon gewohnte Erscheinungen, und so gelang es den ‚Drahtziehern’ der Puppen so vorzüglich, persönliche Züge vom Sprecher den betreffenden Rolle in den Bewegungen wiederzugeben, daß man die Kleinheit des Ganzen vergaß und den Kameraden So und so auf der Bühne vor sich zu sehen glaubte. ... Das Stück bot mancherlei technische Schwierigkeiten, die alle in wohlgelungener, z.T. geradezu überraschender Weise überwunden wurden. Schon die große Zahl der 35-40 cm großen Figuren, die Kennzeichnung ihres Charakters in Gestalt, Gesicht und Kleidung hat sicher schon Anforderungen an die Erfindungsgabe und Geschicklichkeit der Schnitzer gestellt. Aber am schlagendsten war doch wohl der Erfolg in den kleinen Kunststücken, die das Stück gelegentlich forderte und von denen als Beispiel genannt seien: das Buch, das der Student auf den Tisch legt und in dem Hanswurst nachher liest, der Rabe, der den abgeschlossenen Vertrag im Schnabel fortträgt, die Laterne, mit der Hanswurst als Nachwächter herumzieht, und schließlich die Erscheinung der Geister im Herzoglichen Palast zu Parma." (2)
Szene aus "Das Puppenspiel vom Doktor Faust". Pörzgen, Hermann. Theater ohne Frau. Das Bühnenleben der kriegsgefangenen Deutschen 1914-1920. Königsberg: Ost-Europa-Verlag, 1933, Abb. 27
Leitung: R. Goldschmidt (3)
Leider erfährt man aus der Rezension in der „Baracke" nicht viel über die Aufführung, da der Rezensent hauptsächlich Ibsens Stück inhaltlich bespricht. Lediglich, dass sich die vorführende Gruppe aus „verschiedenen früheren Truppen" (4) zusammengefunden hatte und dass die Vorbereitungen unter Zeitdruck stattfinden mussten, wird genannt. „Äußere Umstände" – damit ist vermutlich die ständig erwartete Heimreise nach Deutschland gemeint – „hatten die Spielleitung leider gezwungen, die Einübung zu beeilen" (5). Jedoch heißt es weiter: „… es ist zu bewundern, was in der wenige Wochen betragenden Vorbereitungszeit geleistet worden ist." (6)