Verpflegung
Gemüseanbau
Die Gefangenen hatten die Möglichkeit, auf dem Gebiet vor dem Lager Ackerland zu pachten und darauf eigenes Gemüse und Blumen zu ziehen. Von den anderen Lagerinsassen wurden die Landwirte manchmal etwas belächelt, da sich die Erwartungen auf eine große Ernte nicht immer bewahrheiteten. Insbesondere bei den Sportlern waren die Gärtner mit ihren Mistfuhren nicht gerade beliebt. Der Artikel „Pauls Landwirtschaft" (1) gibt einen Einblick in Freud und Leid des Kriegsgefangenen-Landwirts: „Die Landbesitzer, zu denen sich auch Paul zählt, sind eine ganz merkwürdige Klasse von Kameraden. Wenn es nämlich regnet, regnet, daß die Fuß=, Schlag=, Treib=, Faustball= und Tennisspieler missmutig aus ihren freien Staatswohnungen auf die lehmigen Straßen und Plätze starren, dann freuen sich diese ‚Salatköpfe’, diese ‚Gemüseonkel’, diese ‚Agrarier’. ‚Wunderbares Dungwetter’ – sagen sie, sich die Hände reibend ... Ja kürzlich, als er [Paul] mit seiner Fuhre Mist über den Fußballplatz duftete, daß ihm von allen Seiten ein entrüstetes: ‚Mistbauer elender’ entgegentönte, selbst da blieb er ruhig und sagte nur verächtlich: ‚Diese Knochenbrecher! Sind ja bloß neidisch!’" (2)
Allerdings erfüllen sich in dem Artikel Pauls Hoffnungen auf einen reichen Lohn seiner Mühe nicht: Die Lagerhunde wälzen sich in seinen Beeten. Während einer dreitägigen Truppenübung der Japaner trampeln Soldaten über sein Feld, und der Salat schießt in die Höhe, da Paul ihn nicht rechtzeitig ernten kann. Fehlgeleitete Fußbälle knicken seine Pflanzen. „Von den Radieschen, die die Raupen abfraßen, von den Gurken, die die kleinen gelben Käfer vertilgten, dem Kohl, den sich die Raben schmecken ließen, von der roten Beete, die Paul als Unkraut ansah und ausrupfte, von den Bohnen und dem Mais – man sollte gar nicht glauben, was so alles auf 60 qm geht – von all dem will ich gar nicht reden. ... Genug, ein paar Bund selbstgezogenen Radieschen und ein paar Handvoll Tomaten und ein paar Mal selbstgezogenen Gurkensalat brachte Paul doch triumphierend nach Hause." (3)
Ganz so negativ, wie der Artikel zu Paul vermuten lässt, waren die Ergebnisse der Landwirte letztlich wohl doch nicht. An anderer Stelle in der „Baracke" findet sich die folgende Passage: „Das Radieschengeschäft scheint allerdings nichts mehr einzubringen. Zieht doch jeder zweite oder dritte Mann seine Radieschen selber, und es ist herzerquickend, den Segen, der auf der Landwirtschaft ruht, in Salatköpfen, Radieschen, Rettichen usw. eimervoll tagtäglich ins Lager strömen zu sehen." (4)
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