Rundgang durch das Lager Bandō

38. Arrest und Wache

 
 

 Der Gebäudekomplex der Wache umfasste die Pferdeställe, die Feuerwache und die Arrestzellen. Die beiden Handfeuerspritzen der „Freiwilligen Lager-Feuerwehr Bando" waren im Wachgebäude untergebracht. Die Feuerwehr unter Leitung von Lagerbrandmeister Susemihl umfasste insgesamt 39 Mann (1). Neben der Wache befand sich außerdem noch eine Bude, in welcher der Gefangene Buzmann Milch und Eis verkaufte (2). Die Milch stammte aus dem so genannten „Deutschen Stall", einer Molkerei, die zwar Japanern gehörte, aber von dem Gefangenen Clausnitzer geleitet wurde (3).

Verstöße gegen die Lagervorschriften wurden mit Arrest bestraft (4). Im Jargon der Lagerinsassen war vom „Verreisen Richtung Süden" die Rede, wenn ein Gefangener Arrest absitzen musste. Diese Bezeichnung geht wahrscheinlich darauf zurück, dass der Arrest ganz im Süden des Lagers gelegen war. Im T.T.B. finden sich mehrere Anzeigen, in denen Geschäftsinhaber ihren Kunden eine derartige „Reise" ankündigen und ggf. Stellvertreter für die Zeit nennen:
„Meiner verehrten Kundschaft zur gefälligen Kenntnisnahme, daß ich auf einige Tage nach dem Süden verreise. Mein Vertreter ist Pion. Gottschalt. Schüller" (5).

 
 

Annonce nach dem Süden verreist. T.T.B. Bd. 7, 2. Juni 1919, No. 46, S. 3

Annonce der Verreisten vom Kristallpalast. T.T.B. Bd. 4, 6. August 1918, S. [3]

 „Von der Reise zurück: Iwan Schubert. Verreist: Schorsch Kahle. Kristallpalast" (6)

 

Das Aussehen der Arrestzelle kann man der Zeichnung „Im ‚Esau’" entnehmen. „Esau“ kommt von dem japanischen Wort eisō, welches „Arrest" bedeutet.

 

„Im ‚Esau’". Muttelsee, Willy. Karl Bähr. Nachtrag zu 4 1/2 Jahre hinterm Stacheldraht. Bando: Kriegsgefangenenlager, 1919, o.S., im Besitz des Deutschen Hauses Naruto

 
 

„‚Ertappt’" von der Wache. Muttelsee, Willy. Karl Bähr. 4 1/2 Jahre hinter’m Stacheldraht. Skizzen-Sammlung. Bando: Kriegsgefangenenlager, [1919], o.S., im Besitz des Deutschen Hauses Naruto

 
 

(1) Fremdenführer durch das Kriegsgefangenenlager Bando, Japan. 1918, S. 43
(2) Fremdenführer durch das Kriegsgefangenenlager Bando, Japan. 1918, S. 34
(3) Fremdenführer durch das Kriegsgefangenenlager Bando, Japan. 1918, S. 37-38
(4) Zu Arrest- und Gefängnisstrafen s. Klein, Ulrike. Deutsche Kriegsgefangene in japanischem Gewahrsam 1914-1920. Ein Sonderfall. Freiburg, 1993, S. 212-222; Tomita, Hiroshi. Bandō furyo shūyōjo. Nichidoku sensō to zainichi doitsu furyo. Tokyo: Hōsei daigaku shuppankyoku, 1991, S. 267-311
(5) T.T.B. Bd. 7, 2. Juni 1919, No. 46, S. 3
(6) T.T.B. Bd. 4, 6. August 1918, S. [3]